Der Stoff liegt nun doppelt und im richtigen Fadenlauf vor dir. Und jetzt?
In Teil 2 lernst du nun, wie Schnitte im richtigen Fadenlauf platziert werden, wie du deine Markierungen setzt und den Stoff anschließend richtig zuschneidest.
Bevor du dich weiter in diesen Beitrag vertiefst, schau doch bei Teil 1 vorbei.
Du brauchst: Stoff, Schnittmuster, Stecknadeln, Schneiderkreide, Kopierpapier, Kopierrad, Geodreieck, Stoffschere, Unterlage/Matte
1. Schnitt platzieren:
Als erstes solltest du dir alle Schnittteile zurechtlegen und auf dem Stoff platzieren. Achtung! Achte unbedingt auf den Fadenlauf. Der Fadenlauf wird auf Schnittmustern mit einem Pfeil vorgegeben.
Weißt du noch in welche Richtung der Fadenlauf beim Stoff verläuft? Richtig! Parallel zum Stoffbruch/zur Webkante.
Versuche alle Schnittteile platzsparend aufzulegen. Nimm dir ruhig die Zeit und versuche ein paar unterschiedliche Legearten auszuprobieren. Wenn du dann zufrieden bist, befestige den Schnitt am Stoff. Hierzu kannst du Stecknadeln oder Gewichte verwenden. Ich selbst nehme bei diesem Schritt gerne die Stahlkopfstecknadeln. Das sind die ohne Kopf. Warum? Die tun doch immer so weh... Den Grund dazu erfährst du gleich!
Achtung! Achte beim Auflegen des Schnittes auch unbedingt auf das Muster oder die Strichrichtung des Stoffes. Vor allem wenn du ein Muster hast, sollten alle Schnittteile in der gleichen Ausrichtung aufgelegt werden. Hat der Stoff keine Musterung oder Strichrichtung, kannst du die Schnittteile auch gestürzt auflegen, um Platz zu sparen.
2. Markierungen
Bevor du mit dem Zuschneiden beginnen kannst, müssen nun die Markierungen gemacht werden. Damit du später weißt, wo du nähen sollst, benötigst du zuerst eine Linie, direkt an der Schnittmusterkante. Das ist deine spätere Nahtlinie.
Ja ich weiß... es ist am Anfang ungewohnt mit der Kreide zu zeichnen, weil man einen Stift gewöhnt ist. Es gibt aber auch hier viele Alternativen und Kreide ist nicht gleich Kreide. Mehr zu dem Thema Kreide kannst du in meinem Booklet Sewing Hacks Vol.1 nachlesen. Ihr müsst einfach probieren was euch besser liegt. Malt dir die Kreide zu dicke Striche? Hast du schon versucht sie zu spitzen? Tipp: Wenn du Probleme mit dem Markieren hast und der Stoff immer verrutscht, dann kannst du dir ein Geodreieck zur Hilfe nehmen. Dadurch kannst du den Stoff mit dem Lineal "festhalten" und er verrutscht nicht. Du bekommst klare Linien und auch bei elastischen Stoffen sollte es keine Probleme mehr geben. Auch bei Rundungen kann das Lineal mitgedreht werden. Das ist auch der Grund, warum ich die flachen Stecknadeln verwende, damit das Lineal flach liegen kann und nicht wackelt. 3. Nahtzugabe + Zuschnitt
Zusätzlich zur Nahtlinie, wird auch die Nahtzugabe benötigt. Je nachdem wird wird hier parallel zur Nahtlinie eine weitere Linie gezeichnet. An dieser schneidest du anschließend die Teile aus. Mit einem Geodreieck geht es ganz schnell, da die cm Abstände bereits markiert sind. Sobald das erledigt ist, werden alle Schnittteile ausgeschnitten.
Achtung! Vergiss nicht auch Querzeichen oder ähnliches zu markieren.
4. Kopierrad und Kopierpapier
Nachdem du die Schnittteile ausgeschnitten hast, stehst du vor dem Problem, dass nur auf einer Seite die Bezeichnung der Schneiderkreide zu sehen ist. Um Zeit zu sparen (Schnitt abnehmen, Stoffteil umdrehen, Schnitt wieder draufstecken, Rückseite bezeichnen) gibt es das Kopierpapier (unterschiedliche Firmen haben unterschiedliche Eigenschaften. Meines ist von Prym und lässt sich erst beim Waschen entfernen). Das Papier gibt es in unterschiedlichen Farben (rot, blau, gelb weiß) und um es richtig verwenden zu können benötigst du ein Kopierrad (es funktionieren auch andere Gegenstände, aber ich würde jedem so ein Rad ans Herz legen). 5. "Durchradeln"
Wie wird das Kopierpapier verwendet? Du legt das Papier mit der beschichteten Seite nach oben auf eine Matte (damit der Untergrund nicht beschädigt wird). Danach platzierst du dein zugeschnittenes Teil auf dem Papier (mit Schnitt) und "radelst" mit dem Kopierrad die Schneiderkreidenbezeichnung nach. Auch hier nehme ich das Lineal zur Hilfe, damit nichts verrutscht und die Linien gerade werden.
6. Kontrolle
Kontrolliere nach dem ersten Versuch, ob es funktioniert hat. Je nachdem wie klar die Linie ist, musst du vielleicht etwas mehr Druck aufbauen. Es reicht, wenn du der Linie einmal entlang fährst, du musst nicht öfter hin und her radeln. Hat alles geklappt, hast du nun die Bezeichnung auf beiden Schnittteilen. Yay! Tipp: Ob die Markierungen verschwinden, wenn diese gebügelt/gedampft werden, oder ob sie erst beim Waschen verschwinden, hängt davon ab, von den Eigenschaften des Papiers ab. Die Informationen hierfür findet man auf der Packungsbeschreibung. Je nachdem zu was man es benötigt, verwendet man eines der Beiden. Du kannst damit auch auf der Vorderseite deines Cosplays Markierungen setzen oder ähnliches. Auch zum Transferieren von Stickmustern eignet es sich ganz gut. Und wenn man es dann andampft, verschwindet es wieder ;) Achtung: Wenn du mit dünnen Materialien arbeitest, oder Kunstleder, musst du vorsichtig sein, da das Rädchen Spuren hinterlassen kann.
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